Was ist die Ganzheit bzw. wann ist etwas ganz?
Da gibt es zwei Zugänge, den europäischen, der meint: Ganz ist dann etwas, wenn nichts mehr reinpasst. Oder den fernöstlichen Ansatz, der meint; Ganz ist etwas dann, wenn es auf das Allerwesentlichste reduziert ist und man nichts mehr weglassen kann. Wie wir gleich sehen werden, stimmt beides.
Wir erleben die Welt in Gegensätzen, zu hell gibt es dunkel, zu groß gibt es klein, zu kalt gibt es heiß usw. Vorerst sieht es so aus, als würden sich diese Gegensätze ausschließen, bei genauer Betrachtung kann man aber erkennen, dass sie sich gegenseitig brauchen. Ja mehr noch, dass sie letztlich Eins sind. Das können wir an unserem Atem sehr schön nachvollziehen. Wir atmen genau so viel ein wie aus, jedes Ungleichgewicht gleicht sich wieder aus.
Kommen wir zur Einheit, der reinen Energie hinter den Erscheinungsformen. Wenn alles ein Gegenüber braucht, um sich zu erkennen, dann braucht auch die Einheit dieses Gegenüber. Der Einheit kann nichts gegenüberstehen, sonst wäre sie nicht die Einheit. Also erschafft die Einheit in sich einen Traum, der sie widerspiegelt. Der Traum kann aber die Einheit nicht so spiegeln wie sie ist, sonst würde die Einheit in der Einheit wieder nichts erkennen. Also spiegelt dieser Traum die Einheit genau gegenteilig, als ein polares Zwei. Die Einheit und der polare Traum bilden nun die Ganzheit. In Zahlen dargestellt, bilden die Einheit (1) und der Traum der polaren Einheit (2), zusammen die Ganzheit (3). Wenn nun alles Entstandene eine Wiederholung des Ganzen ist, muss sich diese Zahl als Grundbaustein einer jeden Erscheinungsform wiederfinden. Auch hier widersprechen sich die Religionen und die Wissenschaft nicht. Beginnen wir diesmal bei den Religionen. Jesus hat uns gesagt, wir sollen an einen Gott glauben, doch gleichzeitig ist dieser die Dreifaltigkeit Vater, Sohn und Heiliger Geist (3). Im Hinduismus gibt es sehr viele Götter, doch der Ursprung ist wieder ein Dreischritt: Brama, Vishnu und Shiva (3). Auch die alten Ägypter verehrten viele Götter, doch alle stammten von Isis, Osiris und Horus (3) ab. In China finden wir ebenfalls die Drei, als die beiden Gegenpole Yin und Yang und das Prinzip des Gleichgewichtes Tao (3). Auch die drei Grundpfeiler der Kundalini zeigen uns das gleiche Prinzip, dies sind die drei Nadis: Sushummna, Ida und Pingala (3). Oder die Grundpfeiler der Kabbala, als die drei Sephiroth: Eljon (ich bin), die Weisheit und die Vernunft, sie werden als die höchste Dreieinheit des Seins betrachtet. Ihnen folgen alle anderen Sephiroth in der Lehre des kabbalistischen Weltenbaumes. Die Alchemisten erkannten dieses Prinzip in Schwefel, Quecksilber und Salz (3). So, wie sie es auch in den damaligen Elementen wiederfanden. Dies war das Gegensatzpaar Wasser und Feuer. Die Luft (3) als das ausgleichende Prinzip und als die erste Wiederholung und Manifestation der Drei, das Element Erde. Selbst die Ganzheit des Menschen wird als Dreischritt Körper, Geist und Seele (3) betrachtet.
Die Wissenschaft stößt auf das gleiche Prinzip. Diese Welt, die wir mit unseren Sinnen wahrnehmen können, besteht erst mal aus Materie. Egal, was wir in der Welt der Materie betrachten, es kann nur fest, flüssig oder gasförmig (3) sein. Betrachtet man die Materie näher, so entdeckt man, dass sie aus Molekülen besteht, die wiederum aus Elementen und diese aus Atomen bestehen. Die Bausteine der Atome sind Protonen, Neutronen und Elektronen (3). Lediglich die Anzahl dieser Elementarteilchen entscheidet darüber, welches Element wir vorfinden. Zerstört man die Materie, was heute mit der Kernspaltung möglich ist, so verwandelt sie sich in Alpha, Beta und Gamma (3) Strahlung. Die Materie, so wie wir sie kennen, ist sehr bunt. Doch all der Farbenpracht liegen die drei Grundfarben Blau, Gelb und Rot (3) zugrunde. Die Basis in der Chemie bilden Säuren, Laugen und Salze (3). Oder Feuer, es kann nur brennen, wenn es ein brennbares Material, Sauerstoff und Zündenergie (3) gibt. In der Musik finden wir den Dreiklang. Der Raum, der der Materie ihre Existenz ermöglicht, hat auch drei Dimensionen: Länge, Breite und Höhe (3). Hier kann man nichts weglassen, auch wenn wir uns rein theoretisch einen zweidimensionalen Raum vorstellen können, wäre ein absolut flacher Raum nicht dafür geeignet, dass sich etwas bewegen könnte. Es wird auch keine vierte Dimension gebraucht, obwohl die Zeit gerne als vierte Dimension betrachtet wird. Sehen wir uns die Zeit an, so finden wir die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft (3). Die biologischen Lebensformen haben das gleiche Fundament. So finden wir Lebewesen die im Wasser leben, solche die an Land leben und solche die durch Fliegen die Luft (3) erobern. In der Ernährung finden wir dieses Grundprinzip auch wieder. Egal was wir essen, alle verbrennbaren Nahrungsmittel bestehen aus Fett, Eiweiß oder Kohlenhydraten (3). Das Sehen oder Hören funktioniert ebenfalls nur, wenn es einen Sender, einen Empfänger und eine Möglichkeit der Übermittlung (3) gibt. Fehlt eines der drei, so funktioniert es nicht. Auch die Zahlen spiegeln dieses Grundprinzip wieder. Egal wie groß eine Zahl auch sein mag, sie besteht immer aus den neun Ziffern 1-9 und sieht man sich diese genauer an, so bestehen sie aus 3 mal 3 (Ganzheit), dann wird eine 0 daran gehängt und das selbe Spiel beginnt von neuem. Die 1 (Einheit) kommt in jeder Zahl vor, denn jede ganze Zahl ist durch 1 teilbar.
Wenn man dieses Grundprinzip durchschaut hat, lässt sich auch das Rätsel mit der Henne und dem Ei lösen. Sie werden es sicher schon gehört haben. Was war früher, die Henne oder das Ei? Die Lösung ist einfach und steht bereits im oberen Teil. Haben sie es durchschaut? Verwirrend bei diesem Rätsel ist nur, dass man Teile der Ganzheit ausgetauscht hat. Statt dem Hahn hat man die Zeit eingesetzt. Die Ganzheit bei den Hühnern lautet Henne, Hahn und Ei (3). Die Ganzheit der Zeit kennen wir ja bereits (Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft). Die verschiedenen Manifestationsformen scheinen unendlich zu sein, doch es handelt sich immer um das gleiche Urprinzip, indem sich die Ganzheit wiederholt. Deshalb kann so eine gewaltige Vielfalt entstehen, ohne dass etwas wirklich dazukommt oder weggenommen wird. Lediglich die Erscheinungsformen sind ständig in Bewegung und sehen immer anders aus, das dahinterliegende Prinzip ändert sich aber nicht. Dies dürften auch Menschen, die sich nicht näher damit beschäftigt haben, irgendwie erkannt haben. So sagt der Volksmund „aller guten Dinge sind drei“, man klopft jemandem dreimal auf die Schulter und sagt „Toi, Toi, Toi“.
Wolfgang Wieser
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