
// November 2023 bis Mai 2024
Im Katzenflüsterer-BLOG geht es um die dalmatinischen Straßenkatzen, der Blog ist die Fortsetzung zu meinem WUNDER Buch Zwei / Momente zum Staunen – Die Katzenflüsterer. Dort berichte ich über die samtigen Streuner, die wir auf der kroatischen Küste aufgenommen haben und darüber, wie die Anfangs-Formel „aus 4 wird 8 wird 11“ entstanden ist. Hier im BLOG #7 geht es um die fortführende Erzählung, wie es mit unserer pelzigen Ursprungsfamilie weiterging.
Einige Monate sind vergangen, in dem ich nicht eine einzige Geschichte von unseren Katzenfreunden niedergeschrieben habe. So beschäftigt war ich in letzter Zeit mit meinen schlussendlich veröffentlichten Büchern. Der Erlös meiner WUNDER- und POESIE-BÜCHER kommt aktuell den Straßenkatzen in Dalmatien und Österreich zugute! Näheres zu den neu entstandenen Büchern findest du hier im jeweiligen Link:
WUNDER BUCH ZWEI – Die Katzenflüsterer
alles hat SINN im abenteuer leben – PART 3
Selinas Poesie Z wie ZEIT(alter)
Doch das unendliche Hier & Jetzt „schrieb“ sich nichtsdestotrotz weiter. Denn das Leben und die Abenteuer schrieben Geschichte, auch ohne die Feder ans Papier zu setzen – im aktuellen Zeitalter genau genommen die Finger an die Computer-Tastatur, ja, gerade deshalb bevorzuge ich, nach Möglichkeit auch handschriftliche Notizen zu machen, sobald eine Idee aufkommt oder ein Reim sich in Gedanken bildet.
In BLOG #1 bis #3 von „Die Katzenflüsterer – Der BLOG“ schildere ich erste aufregende Erlebnisse in unserem neuen dalmatinischen Paradies, mit den hiesigen Dorfkatzen Maya, Maui und Co. Nun geht die Erzählung weiter, unsere Abenteuer mit den FÜNF ZWERGEN, deren Familie, die unsere Ursprungsriege mimt, sowie einer Menge an Straßenkatzen aus verschiedensten Revieren …
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Wer gehört in welches Revier?
Im November 2023 sind wir also – wie in BLOG 6# erzählt – ins nächste „Paradies“, nach Dalmatien gereist. Mit all unseren sieben Sachen, die wir im Wohnwagen mit uns mithatten. Bis auf einige persönliche Sachen in Kartons, die in einer Garage deponiert sind. Seit dem Aufgeben unserer Wohnungen in der C*Zeit haben wir dieses restliche Hab und Gut dort aufbewahrt.
Die SIEBEN ZWERGE sind mittlerweile auf FÜNF „geschrumpft“. Naja, sie selbst sind gewachsen, jeder für sich. Doch zwei unserer Kittens haben wir auf einem liebevollen, wunderschönen Platz zurücklassen dürfen, so schwer es auch fiel. Nun ging es also nach den fantastischen Sommermonaten, mit so einigen abenteuerlichen Erinnerungen im Gepäck, zurück in Richtung Heimat unserer übrig gebliebenen fünf Samtzwerge, die uns tapfer begleiteten.
Wir haben gehofft, uns würde in Dalmatien auf 600 Meter Seehöhe ein Platz finden, wo die Sommer nicht zu heiß und die Winter nicht zu kalt sind. Beides war ein Irrglaube. Der Sommer am Meer, am Geburtsort unserer Kittens, war leichter auszuhalten, weil quasi immer ein Lüfterl geht. Hier im Hinterland steht die Luft in den heißesten Tagen des Jahres. Winter milder? Weit gefehlt! Der Winter ist beinahe so kalt, wie am kältesten Ort im Mittelpunkt Österreichs. Nachtfrost in der kalten Jahreszeit gehört quasi zum Alltag. Zum Glück war unser Mietpreis all inclusive. Zumindest war nach notwendiger Aufforderung genügend Holz zum Heizen vorhanden. Auch hatten wir nur selten einen Stromausfall, denn ohne Strom konnte man den zentral beheizbaren Holzofen leider nicht in Betrieb nehmen. Sehr autark! Das ich nicht lache! Das Energiekosten-Thema war später ein Diskussionspunkt und mit ein Grund von teils sogar lebensgefährlichen Situationen, warum wir uns abermals auf einen neuen Platz außerhalb Kroatiens zum Finden einigten.

Doch wir wollen das Gute sehen, so jedenfalls mein Motto! Den Fokus auf die Dinge richten, die wunderbar sind und die wir uns wünschen! So war es eine Freude, unseren fünf Samtpfoten Mitte Jänner 2024 beim Entdecken des ersten Schnees zuzusehen. Vor allem Levi, unser Jüngster – verblieben aus dem zweiten Adria-Wurf – genoss die weiße Schneepracht, sprang umher wie ein Känguru, lief geschwind dahin und dorthin und mir sogleich entgegen und zurück, um seinen Spaß kundzutun. Wir genossen die Ruhe im alten Steindorf. Wir bauten für unsere Balkon- sowie Dorfkatzen in den umliegenden verfallenen Steinhäusern einen Unterschlupf aus Holz, Karton und Styropor. Einige Häuschen, manchmal auch Futter, bekamen wir freundlicherweise von den Tierschutzvereinen. Dafür sind wir sehr dankbar. Auch die Kastrationen werden finanziell von den Vereinen unterstützt. Immer wieder hadern wir damit, weil wir gegen die Natur eingreifen und handeln. Doch wir sehen auch, was wir für die Tiere damit erreicht haben, sowohl die Befreiung von Trieben und Kämpfen als auch vom Leid durch die gesundheitlichen Hilfestellungen. Dennoch mussten einige sterben, wie wir mitbekommen haben. In jenen Revieren vor allem, wo wir uns wenig bis gar nicht eingemischt haben, wo andere Dorfbewohner sich „kümmern“. So einige Kittens und Katzen waren krank, etliche Male mussten wir in die umliegenden Tierkliniken fahren, die zwischen 25 und 60 Kilometer entfernt sind. Jene Miezen konnten durch die Behandlungen gerettet werden.
Wie ging es nun weiter mit unserer Plüschkopf-Ursprungsfamilie an der Adria? Wie zuvor berichtet, besuchte ich zuletzt im September 2023 unsere Vierer-Riege am Campingplatz an der adriatischen Küste. Ein paar Tage durfte ich sie aufpäppeln, doch schweren Herzens musste ich sie erneut auf sich gestellt lassen. Die Vorstellung, sie müssen nun im Winter alleine dort durchkommen war schrecklich. Unsere aufmerksame, herzgewinnende Apartment-Vermieterin, die selbst eine Freigänger-Katze am Campingplatz hat und regelmäßig auf die anderen Camp-Katzen schaute – diese ab und an auch fütterte, was uns ein wenig beruhigte – beobachtete lange Zeit, wie sehr wir mit unserer Vierer-Riege plus ihren Kittens zusammengewachsen sind, wie sehr wir sie lieben. Genauso wusste sie, wie arg wir die vier Katzen vermissen. Sie ließ uns wohlweislich wissen: „Diese vier Katzen gehören zu euch! Bei euch geht es ihnen am besten!“ So war auch unsere Überlegung, sie endlich zu unserer Katzenfamilie zurückzuholen. Doch, war das realistisch? Unsere Gedanken spielten Ping Pong. Beides war absurd. Sie dort zu lassen und sie zu uns zu holen. Die Vorstellung war in jedem Falle heikel. Nichtsdestoweniger wollten wir wissen, wie es den vier Oldie-„Gazis“ im Winter am Camp geht …
Diesmal machte sich Gil auf den Weg. Es war der 16. Jänner 2024. Bei Ankunft ließ sich erst Ohrli sehen. Gil war sofort unter Tränen vor Rührung und Freude. Als nächstes ließ Lucy sich blicken. Sie war etwas schüchtern und ziemlich dünn. Auf Gils gewohntem Pfiff kam Sissy umgehend hergelaufen. Auch Bijuty ließ nicht lange auf sich warten. Highlight pur! Alle vier sind wohlauf! Bald stellte Gil aber fest, Ohrli und Lucy haben ein Problem mit dem Fell. Kahle Hautstellen waren zu sehen. Sofort nahm er sie zum Tierarzt mit und begann mit einer Behandlung. Es war eine Art Pilzerkrankung. So war es notwendig, für einige Wochen mehrmals täglich die Stellen einzucremen. Auch mussten wir vorsichtig sein, weil sich diese Hauterkrankung auch auf den Menschen übertragen könnte. Nichts Schlimmes, aber doch. Wie sollen wir das meistern? Gil wollte eine Woche bei ihnen bleiben. Dann wollten wir uns abwechseln. So war unser Plan. Zwischenzeitlich war bei uns im kalten Hinterland wie beschrieben Wintereinbruch mit Schnee …
So sei es, wir wechseln uns ab, dachte ich, doch ging es plötzlich Gils „Katzenfrau“ Bora schlecht – hatte sie Liebeskummer um ihren „Katzenmann“? Es wurde schlimmer, sie wollte nichts mehr fressen, ihr Fell wurde struppig. So fuhr Gil sogleich am 4. Tag zurück, wir gingen zum Tierarzt, weiß Gott, was sie da ausgebrüht hatte, doch kurz nach der ersten Antibiotika-Behandlung und Nahrungsinfusion ging es ihr Stunde um Stunde besser.
Nun war ich dran um mich weiter um die Camp-Katzen zu kümmern. So brachte mich Gil an die Küste zu unserem lieb gewonnenen kleinen Campingplatz, der malerisch umgeben von den steinigen Felsen und Bergen lag. Dahinter, nur wenige Gehminuten entfernt, lag das Meer vor meinen Füßen. Weil man dort, in der Kleinstadt, kaum einen fahrbaren Untersatz braucht, im Gegensatz zum Hinterland, in der Einöde, wo die nächste Einkaufsmöglichkeit 200 Höhenmeter weiter unten liegt, fuhr Gil mit dem Auto rasch zurück zu unseren Katzen.

Ab diesem 21. Jänner war ich nun am geliebten Meer. Vorwiegend zum Katzen hegen und pflegen: unsere vier Balkonkatzen, noch einen Katzenfreund am Camp und all die anderen … Denn ich spazierte in die Altstadt, kümmerte mich auch dort um so manche Straßenkatze und ging die etwa zwei Kilometer zum anderen Camp, der direkt am Meer lag. Dort war einiges zu tun. Behandlung eines verletzten Katers, den ich Jakob nannte, Füttern der miauenden Mäuler und Kastrationen, die ich überlegte zu übernehmen … Ständig war ich mit dem hiesigen Tierarzt in Kontakt.
Leben leben war außerdem angesagt: unsere Auswanderer-Freunde treffen, endlich wieder mal wandern gehen, im Meer mit den Füßen planschen, zu Fuß einkaufen gehen, auf dem Markt Gemüse holen, neue Songs auf der Ukulele üben (oftmals mit Katze am Schoß), poetische Gedichte reimen, meine im Werden befindlichen Bücher vorwärts bringen, neue Rezepte in der Küche ausprobieren, wie selbst gemachten veganen Käse, mein Brot wie üblich backen, Mandelmilch wie auch Gänseblümchen-Creme selbst herstellen. Den geliebten (lauten) Thermomix habe ich für solcherlei Vorhaben mitgenommen, hier durfte ich diesen lärmend nützen, ohne Rücksicht auf die Katzen im Haus nehmen zu müssen. Obwohl sich die Kuschelmeister doch glatt schon gewöhnt haben an einen gewissen Lärmpegel und gechillt in ihrer Schlafposition verweilen. Ich warne schon vor: „Ich mach jetzt Brumm-brumm-brumm!“, und lege einen dicken Polster über die Maschine. Sie sind wirklich arm bei dem lauten Geräusch im Mahl-Vorgang, deshalb verschone ich sie so gut es geht damit.

Es war bereichernd für mich hier am Meer, beinahe wie Urlaub. Ich durfte den Tag gestalten wie ich es wollte. So setzte ich mich bei Sonnenuntergang mit der Ukulele auf einen der großen aufgeschütteten Steine an der Meerespromenade, spielte ungeniert drauf los, meinen Song „Sel’awe“ und „Forgiving“, was man mir trotz untrainierter Stimme mit manch liebevoller Geste von vorbeiziehenden Spaziergängern entgegnete. Gegen Abend labte ich mich mit leckerem Tintenfisch-Risotto vom Lieblingsrestaurant am Strand. Tagsüber erkundete ich Klettersteige auf felsigen Hügeln, genoss oftmals einen atemberaubenden Fernblick auf Meer und Steilküste, erklimmte die eine oder andere Burg, zur körperlichen Ertüchtigung und, zur Pflege der Freundschaft, das eine oder andere Mal in Begleitung. Auch machte ich tagein, tagaus bei einer dreiwöchigen Meditationsreihe von Deepak Chopra mit, zu der mich meine jüngere Tochter geladen hatte. Mit meinem dafür angelegten Tagebuch saß ich auf einer Treppe hoch oben in der Altstadt, fühlte mich hinein in die Tagesaufgabe, rief ich nach meiner „Old City Schworze Katz“, dachte ein wenig wehmütig an meine Bijela, während ich sie streichelte und fütterte.
Motiviert ging ich täglich den Strand entlang, um herumliegenden Plastikmüll einzusammeln, sprach Leute darauf an, wie man Meerestiere damit retten kann, setzte mich ein für das Projekt „3 for the sea“, das ich seinerzeit über Christian Weigand aus HELDEN DER MEERE entdeckt habe – Näheres dazu ist unten in der ABBILDUNG und in meinem Poesie-Album „Z wie Zeit(alter)“ in Reimform zu lesen.
Ich ließ mich leiten und führen im Hier & Jetzt. Ein Traum von Leben. Verspürte Glück pur. Gil riss sich nicht darum am Meer zu sein. Mein Glück! Ich war in meinem Element hier. Im Paradies. Er wollte bei seiner „Katzenfrau“ Bora und ihren Geschwistern bleiben. So war es klar. Gil blieb im Hinterland und ich blieb weiter am Campingplatz im alten Apartment, solange es notwendig war. Sprich bis die Katzen gesund gepflegt waren … Und was dann? Diese Frage kreiste ununterbrochen in meinem Kopf herum.
Ganze vier Wochen war ich an der Küste. Das Wetter war meistens angenehm, sonnig. Das Fell der beiden erholte sich gut. Nur Ohrli war nicht optimal beieinander. Das lag an etwas anderem. Seit längerem hatte er einen Dippel an einer Bauchseite. Im WUNDER-Buch Zwei erzähle ich vom schwerwiegenden Abenteuer mit Ohrli. Wohl hatte er sich durch einen Kampf in seiner „Sturm- und Drang-Zeit“ diese Verletzung geholt. Seine Kastration nach seiner „Triebtäter“-Phase war Goldes wert, weil er seitdem Ruhe hatte, nicht mehr kämpfen oder jagen musste. Am 20. Februar 2024 war für mich der Spaß am Meer vorbei. Gil holt mich ab. Wir nahmen Ohrli mit. Weil er Behandlung brauchte. Danach behalten wir ihn bei uns, das war für uns fix.
So fuhren wir am Weg direkt bei einer Tierklinik vorbei, die uns empfohlen wurde. Er solle gleich dort bleiben, zum Operieren, wurde uns nach dem Ultraschall empfohlen. Unseren knuddeligen Lieblingskater, mein erster Kater quasi, den ich mein „Eigen“ nennen durfte, mussten wir nun einer Operation unterziehen und über Nacht dort lassen. Es war hart und mit Tränen und einem Loslass- und Vertrauens-Prozess verbunden. Am nächsten Tag haben wir Ohrli abgeholt. Alles gut gegangen. Dachten wir erst. Daheim angekommen, war erstmal Eingewöhnen angesagt. Der Arme, das macht seinen Genesungsprozess nicht einfacher für ihn. Plötzlich neue Umgebung und auch noch „fremde“ Katzen! Was denkt Ohrli sich da wohl? Hey, seid ihr bescheuert?
Wir stellten Ohrli – noch benommen von allem – Schritt für Schritt den Babys vor. Sie kannten sich nicht mehr. Nur bei Levi hatte es im ersten Beschnuppern den Anschein, eine Erinnerung kommt hoch. Er ist ja sein Sohn! Bald schon haben die beiden miteinander gegessen. Und sogar nebeneinander geschlafen. Auf unserem Bett im kleinen Schlafzimmer. Levi hat ihn ganz normal aufgenommen, als wäre alles beim Alten. Für Ohrli war es dennoch etwas schräg, seinen Sohn so neben ihm liegen zu sehen. So schlich er sich mit leisen Pfoten in die daneben stehende Transportbox und suchte dort einen geschützteren Unterschlupf auf.

Von Bijela wurde Ohrli natürlich gleich mal angepfaucht (pfauchen = öst. für fauchen). Sie ist und bleibt unsere Super-Pfaucherin, wenn es um neue (und wie man sieht auch alte) Bekanntschaften geht. Ein paar Tage später ließen wir Ohrli die anderen Zimmer im Haus erkunden, sobald die anderen Katzen draußen waren. Es war sehr aufregend, für uns und für Knuddel-Ohrli wohl am meisten. Zwischenzeitlich pfauchten sich die Geschwister untereinander gar gegenseitig an, wenn sie sich in die Quere kamen, weil ihnen das alles nicht geheuer war. Was soll das überhaupt hier werden? Was ist das für ein Eindringling? Es ist unser Revier hier! Dieses gehört gehörig verteidigt!
Bald schon hatte Ohrli sein Lieblingsplätzchen am Sessel vor der Terrasse im oberen Stockwerk gefunden, wo er rausschauen und seine neue Welt von innen mit Blick nach außen erkunden konnte – etwas weiter weg auf eine wundervolle, riesige Fichte, dahinter die Berge, davor der von uns so benannte „schiefe Turm“ im verfallenen Steinhaus und unzählige neue Gesichter von Artgenossen wie auch von unserem Dorfhund …
Nach wenigen Tagen war seine Wunde immer noch eine stärkere Beule, obwohl nach Rücksprache mit dem Arzt diese hätte zurückgehen sollen. So mussten wir es unserem gütigen Knuddel-Kater nochmal antun und eine knappe Stunde zurück zur Klinik fahren. Er wurde ein weiteres Mal operiert. Er bekam innen ein Netz eingenäht als Schutz, damit das Innenleben besser zusammenhält. Den Tag danach zurück im Haus war Ohrli schon recht unerschrocken und die Katzen wurden etwas freundlicher, das Pfauchen hörte langsam auf. Die Beule wurde Tag für Tag kleiner und die Wunde verheilte gut. Er hat sich wunderbar eingelebt. Unser Straßenkater liebt es – wie schon damals während seiner Quarantäne im Apartment entdeckt – auf die Katzentoilette zu gehen. Was unser liebevoller Ohrli schon alles mitmachen musste! Man könnte ein ganzes Buch damit füllen – einiges erzähle ich ja im WUNDER Buch Zwei.
Ende Februar kam ich an die Adriaküste zurück, weil Lucy nochmal zum Arzt zur Kontrolle musste. Außerdem war die Überlegung, die drei Katzenmädels auch zu uns zu holen. Am anderen Camp waren weiter die Katzen zu betreuen, vor allem zur fortsetzenden Antibiotika-Gabe des am Fuß verletzten Katers „Jakob“. Die Verabreichung war jedesmal herausfordernd, ich musste ihn erstmals finden, mit Futter ködern und aufpassen, damit nur er die Medizin schluckt, weil die anderen Streuner ebenfalls vom Geruch angelockt wurden. Der örtliche Tierarzt versorgte mich mit Medikamenten für die Streuner, es reichte in dem Falle ein Foto von der Verletzung zu zeigen. Doch der Fuß war nach der Woche nicht besser. Die Wunde war immer noch offen und er hinkte. So kam ich mit der Transportbox, bemühte mich, Jakob hineinzulocken, um ihn zum Arzt zu bringen, doch alle Mühe war umsonst, er entkam jedesmal, wenn ich die Gittertüre schließen wollte. Dann war die Überlegung, den einen hautfarbenen Streuner zum Kastrieren zu bringen. Ihn? Ich war der Meinung, es ist eine Katze. Doch es stellte sich beim Tierarzt heraus, ER war ein bereits kastrierter Kater. Doch dies ist erst bei der OP aufgefallen, weil er ja keine „Eier“ mehr hatte. Normalerweise werden Streuner am Ohr mit einem Schnitt gekennzeichnet, wenn sie kastriert werden. Dieser hatte dieses Kennzeichen jedoch nicht. So passierte dieser „Kunstfehler“, könnte man sagen. Peinlich! Für beide Seiten! Es tat mir so leid, ich entschuldigte mich bei „Skiny“, wie wir ihn nannten. Er hat alles gut überstanden und er war, als ich nun zurückkam, ebenso wohlauf. Ich sah diesen Zwischenfall als ein Zeichen, die anderen Streuner auf diesem Camp in Ruhe zu lassen. Meine dortige wunderschöne Lieblingskatze Lijuby, genauso wie die so süß miauende Mau-Mau und weitere hiesige Samtpfoten waren gesund und rund. Sie brauchten meine Unterstützung nicht, das bestätigten mir Spaziergänger, von denen ich erfahren habe, es gibt dort einige Katzenfreunde, die sich um all jene Camp-Katzen kümmern.
Am 6. März 2024 war der Tag gekommen. Es ging retour ins Hinterland. Wer würde mit mir mitkommen? Allen drei unserer übrig gebliebenen Katzen unserer Ursprungsfamilie habe ich definitiv angeboten mit mir aufzubrechen. Sie wurden die Tage von mir verwöhnt, durften ins Apartment, sogar ins Schlafzimmer, was bisher immer tabu war. Sie ließen sich ihren Bauch kraulen, genossen jede Minute und kosteten all die Streicheleinheiten vollstens aus. Würden sie es mir abschlagen können mitzukommen, um von nun an täglich Liebkosungen und Futter zu erhalten? Nie mehr nach Futter neiden, betteln, suchen, nicht mehr hungern müssen? Wer könnte so etwas denn ablehnen? – Die beiden Schwestern konnten! Sie verstanden wohl nicht, was ich ihnen da gerade angeboten habe! Sie wollten partout nicht in die Box. Die Entscheidung war gefallen! Nur Bijuty ist mitgenommen. Sie ging sofort in die Transportbox hinein. Die Schwestern waren nicht die Bohne zu überreden. Herz-Schmerz! Aber es sollte eben nicht sein! Noch nicht?

schon wohl im neuen Zuhause
Bijuty war so was von angenehm während der Fahrt. Es war doch eineinhalb Stunden Fahrtzeit. Sie war vorbildlich! Sie verstand einfach, was nun Tolles auf sie wartet. Sie vertraute voll und ganz. Als wir ankamen, setzte ich sie mit der Box im kleinen Schlafzimmer ab. Ohrli war das Empfangskomittee! Sie haben sich etwa zwei Wochen lang nicht gesehen. Langsam machten wir die Box auf. Bijuty schaute sich um, bewegte sich mit langsamen Schritten raus, auf Ohrli zu.
Die Begrüßung war genial! Bussi – Bussi! Juhu! Sie kennen sich noch! Welch große Freude!
Bei den nächsten Begegnungen war es anders. Bijuty kannte ihre Kinder nicht! Die Kittens kannten Bijuty, ihre Mutter, nicht! Für uns unerklärlich! Es war zum Verzweifeln. Es waren doch etliche Monate vergangen. Die Babys waren beinahe ein Jahr und fast ausgewachsen. Bijuty wurde angepfaucht, von Bijela und Co! Schon wieder so ein Eindringling! Sind die denn übergeschnappt! Was müssen wir noch alles ertragen? Das ist UNSER Zuhause!
Wir mussten sie trennen. Ohrli und Levi waren lieb zu Bijuty, und umgekehrt. Solange sie Abstand zu ihren Babys hielt, sie sich nicht zu nahe kamen, verlief alles soweit friedlich. Anfangs. Nachts mussten wir den Neuankömmling in jedem Falle trennen. Sie bekam ihr Schlafgemach im großen Schlafzimmer, wo ich ab nun das Bett alleine bezog. Denn Gil nahm ab nun das kleine Schlafzimmer, damit unsere geliebten Gazis, sprich Babys, sich nicht benachteiligt fühlten und gewohnheitsmäßig bei einem von uns im Bett schlafen durften.
Nun sollte eine Katze, die ein neues Zuhause bezieht, drei Wochen in den vier Wänden bleiben, wenn und gerade weil sie Freigänger war, bevor man sie an die neue Umgebung draußen gewöhnen würde. Denn sie könnte sich in große Gefahr begeben. Es kann sogar passieren, die Katze peilt die Reise in ihre alte Heimat an. Geduld war wieder ein Thema. Doch ließen wir unser Gefühl walten. Bijuty kannte uns ja bereits seit langer Zeit. Sie war zwar nicht in ihrer gewohnten Umgebung, doch bei ihren „Lieblingsmenschen“, würde ich mal frech behaupten. Nachdem das Pfauchen und Knurren von beiden Seiten nicht nachließ, beschlossen wir, es früher zu wagen. Wir hofften insgeheim, es würde zur Ruhe führen, wenn Bijuty nicht ständig im Haus verweilt. Sie wollte schon längst nach draußen. Es war schwierig, ihr dies weiter zu verweigern. So ließen wir sie nach zwei Wochen raus … Doch erst war Ohrlis Premiere des Frischlufttankens, am 15. März ließen wir ihn erstmals kurz auf den Balkon. Es war stressig und mit Angst verbunden, er könnte verschwinden. Kurz danach wagten wir es, Bijuty das erste Mal raus zu lassen. Sogleich machte sie Bekanntschaft mit Nera, unserem Dorfhund, und flüchtete nach einer kurzen Runde umgehend zurück ins Haus. Am nächsten Tag ist Ohrli tatsächlich vom Balkon abgehauen, aber zum Glück gleich wieder retour gekommen. Er war ja bereits zwei Wochen länger als Bijuty im Haus eingesperrt und drängte auch längst nach draußen. Doch war er wirklich schon soweit? Seine Wunde war recht gut verheilt, doch die Nähte waren teilweise noch drinnen. Nach seiner Balkon-Flucht entschieden wir ihn sein Straßenkater-Freigänger-Dasein zu gönnen und ließen ihn unter Beobachtung mit uns mitkommen. Im Gegensatz zu Bijuty war er beim Dorfhund mutiger. Unerschrocken hat er sich direkt neben Nera hingesetzt, als würden sie sich ewig kennen.

Ehrerbietung
Am nächsten Tag sind wir alle gemeinsam unseren zur schönsten Routine der Welt gewordenen CATWALK gegangen …
Neun Katzen haben sich angeschlossen und uns begleitet, eine Runde durch die Gärten vor unserem Haus zu schreiten, herum um den Graben, der die riesengroße Fichte umschließt, bis hin zum „Catwood“ mit den Obstbäumen, wo sie fangen spielen und Bäume klettern können. Immer wieder halten wir mit ihnen inne, um Alles-Was-Ist zu ehren. Für uns ist dieser Spaziergang eine Ehrerbietung, eine unglaubliche Bereicherung, mit unseren Katzen im Rudel die Natur, in der Stille, beschreiten zu dürfen – unbeschreiblich fantastisch. Ein WUNDER. Es ist wie eine wunderschöne Melodie in unseren Ohren. Nun durften auch Ohrli und Bijuty live diese extra für uns hörbaren Töne, wie den Duft der Nadelbäume, der Blumenknospen, der Markierungen von anderen Straßenkatzen, und all der neuen Gerüche, an die sie sich erst gewöhnen mussten, im Freigang entdecken.
Wie soll es weitergehen? Wenn Bijuty sich mit ihren eigenen Kindern nicht verträgt, sie bei jeder Gelegenheit ihr Gegenüber anknurrt, wie soll es dann mit Lucy und Sissy klappen? Wird es besser sein, die beiden dort an ihrem heimischen Campingplatz zu lassen? Sie sind dort zu Hause und nur weil unser Ego glaubt, wir müssen die 11er-Riege zusammenbringen, heißt das lange nicht, dass die Katzen das auch wollen! Wir werden die beiden Rotschopfe wieder besuchen nach einer Weile. Und womöglich Bijuty zurückbringen, wenn es hier nicht klappt? Das alles waren unsere verrückten, verworrenen, fragenden Gedankengänge. Es erleichtert uns die Situation, die beiden hergeholt zu haben, nicht wirklich. War es ein Fehler? Müssen wir uns eingestehen, es wäre besser, wenn wir die Katzenfamilie nicht zusammengebracht hätten? Jene, welche es von beiden Seiten her nicht tangiert – weder Babys noch Mutter, noch Vater die Existenz und Nähe des anderen interessiert – geschweige denn es schaffen, friedlich miteinander umzugehen! Müssen wir unseren großen Wunsch aufgeben?
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Wie du erkennen kannst, sind wir aus der Katzenflüsterer-Rolle in keinster Weise raus gekommen! Wie geht es weiter mit Lucy und Sissy? Und Bijuty und Ohrli?
Die Formel wird jedenfalls komplexer: Aus 11-4-2 wird 5+1+1=7+2+(1+4)=14-5=9+(1+1+1)=12+/-? Dies ist die aktuelle FORMEL Ende Mai 2024. Demnächst wird sich weisen, was sich nach dem Fragezeichen tut. Die Geschichte dazu folgt in den nächsten BLOG-Beiträgen.
Wenn wir sagen: „Wir können daran nichts ändern!“, sagen wir dies deshalb, weil wir Angst davor haben, uns aus unserer Komfortzone zu bewegen. Oder weil wir zu bequem sind? (Selina Leone)
